Fräulein Maria in der literarischen Überlieferung des 19. und 20. Jahrhunderts
Bereits in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts entstand eine literarische Überhöhung Fräulein Marias aus konservativer Sicht. Carl Adolf Beinhöfers Schauspiel „Maria, Erbfräulein von Jever und Enno II., Graf von Ostfriesland“ (1833) eröffnete die lange Reihe der Darstellungen, in denen Maria von Jever als „Mutter und Wohltäterin“ ihres kleinen Landes erschien. Den Jeverländern wurde nur die Rolle der gehorsamen und dankbaren Untertanen zugewiesen. In Zeitungsromanen wurde zur Mythisierung Fräulein Marias maßgeblich beigetragen. Das jeverländische Mariengedenken überlebte das Ende der Monarchie im Jahre 1918.
Die Rezeptionsthemen blieben weitgehend konstant. Während der nationalsozialsitischen Herrschaft fand die Verehrung ihren Höhepunkt mit der Tausendjahrfeier und dem Jubiläum der Stadtrechtsverleihung 1936. Der Heimatgedanke und der Nationalsozialismus sollten miteinander verbunden werden. Nun begannen auch stammesmäßige Einordnungen eine Rolle zu spielen. Das 1936 aufgeführte Festspiel stilisierte Maria zur Inkarnation der friesischen Frau.
Nach 1945 standen literarische Werke im Vordergrund, die dem Leser die Gefühlswelt des Fräuleins nahe bringen wollten. Zudem rückten die Kunstwerke in den Vordergrund, die auf sie zurückzuführen sind. Gleichzeitig entstand eine Deutung, die Maria als moderne Frau sah. Das neue weibliche Rollenverständnis wurde auf das 16. Jahrhundert projiziert. Trotz aller Veränderungen ist sie die Symbolfigur des Jeverlandes geblieben.