Porträt Fräulein Maria von Jever
Maria von Jever war die letzte selbständige Regentin des Jeverlandes. Sie wurde 1500 als zweite Tochter des jeverschen Häuptlings Edo Wiemken und seiner oldenburgischen Frau geboren. Nach vielen Streitigkeiten mit den ostfriesischen Grafen konnte sie die Herrschaft bis zu ihrem Tode 1575 eigenständig regieren.
Das Porträt zeigt sie in schlichter schwarzer Kleidung. Das Weiß der Haube, des Kragens und der Ärmelrüschen hebt sich stark von dem dunklen Kleid ab. Ernst, nur mit einem angedeuteten Lächeln blickt sie den Betrachter an. An ihrer rechten Hand trägt sie einen Ring, von dem angenommen wird, dass ihn Boing von Oldersum ihr als Verlobungsgeschenk vermachte.
Das Gemälde im Schlossmuseum Jever ist eine Kopie des Malers Bernhard Winters von 1931. Es ist nach einem Portrait des 16. Jahrhunderts entstanden, das Maria wahrscheinlich als Auftragsarbeit in Burgund hat anfertigen lassen.
Fräulein Maria und Boing von Oldersum
1527 nahmen die ostfriesischen Grafen Enno II. und Johann die Burg Jever ein und setzten Boing von Oldersum als Statthalter und militärischen Oberbefehlshaber ein. Fräulein Maria und ihre Schwester Anna hofften zu diesem Zeitpunkt noch, die ostfriesischen Grafensöhne zu heiraten. Hierzu kam es jedoch nicht.
Verschiedene unritterliche Rücksichtlosigkeiten der ostfriesischen Grafensöhne gegenüber den jeverschen Fräulein und wahrscheinlich auch Zuneigung und Liebe veranlassten Boing von Oldensum 1531, sich auf die Seite Fräulein Marias zu stellen. Sicherlich spielte auch die Aussicht auf eine eigene Herrschaft für ihn eine Rolle.
Ihm gelang es, die ostfriesische Besatzung zu vertreiben und er machte seine Absicht publik, Fräulein Maria heiraten zu wollen. Er stand weiterhin als Drost an der Spitze der militärischen und politischen Verwaltung des Jeverlandes und war enger Vertrauter Fräulein Marias. Erst 1540 waren die Hindernisse, die durch seinen Abfall von Ostfriesland einer Heirat mit Maria entgegenstanden, beseitigt. Doch zu der Hochzeit kam es nicht. Jever lag im Krieg mit Balthasar von Esens. Im Verlauf der militärischen Aktionen wurde Boing von Oldersum 1540 vor Wittmund tödlich verwundet.
Maria blieb „Fräulein“ und regierte die Herrschaft bis zu ihrem Tod 1575 selbständig. Die ostfriesischen Beleidigungen vergaß sie nie und vererbte ihre Herrschaft den Oldenburger Grafen. Eine späte Folge dieser Geschehnisse im 16. Jahrhundert ist, dass heute noch zwischen Wittmund und Jever eine Kreisgrenze verläuft und die friesischen Jeverländer beleidigt reagieren, wenn man sie als Ostfriesen bezeichnet.